Publikationen: Verschiedenes


Ludwig Fulda, Erfolgsschriftsteller. Eine mentalitätsgeschichtlich
orientierte Interpretation populärdramatischer Texte.

Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1998. (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte
der Literatur; hrsg. v. W. Frühwald, G. Jäger, D. Langewiesche, A. Martino,
R. Wohlfeil. Bd. 62.)

 

Klappentext des Verlages

 

Die Studie verfolgt im wesentlichen drei Grundanliegen: Sie versucht eine funktionale Neuorientierung des literaturwissenschaftlichen Umgangs mit stigmatisierter Literatur, sie beabsichtigt eine spezifische Erweiterung des sozialgeschichtlichen Ansatzes, indem der Schwerpunkt der Literaturbetrachtung verstärkt auf mentalitätsgeschichtlich relevante Diskurse gelegt werden soll, und sie ist bestrebt, den methodisch-heuristischen Wert einer konsequenten Interdisziplinarität exemplarisch aufzuzeigen. Als zentrales Ziel kann das Aufspüren mentalitätsgeschichtlich relevanter 'Botschaften' in Texten mit unterhaltend-populärem Charakter formuliert werden.

 

Mit Blick auf diese Aufgabenzuweisung wird mit Ludwig Fulda (1862-1939) ein markanter Vertreter einer 'Dramatik der mittleren Ebene' vorgestellt, bei dem sich thematische Innovation und dramaturgisch-formale Tradition die Waage halten. Den ästhetischen Diskreditierungen dieser Niveauebene wird in der Studie eine Sichtweise entgegengesetzt, die auf eine funktionale Neuorientierung der kritischen Analyse von Unterhaltungsliteratur abzielt. Die leitende These besteht darin, dass offenbar die populäre Literatur besonders geeignet scheint, Aufschlüsse über sozialhistorische und -psychologische Gegebenheiten, mithin mentale und ideologische Dispositionen zu liefern. Im Sinne der Studien Volker Sellins werden Verhaltensweisen, in denen sich gerade Mentalitäten Ausdruck verschaffen, als unmittelbare Offenbarungen kollektiver Sinnzuweisungen, als sinnfällig gewordene Realisierungen von Dispositionen, somit als in symbolische Formen gegossene mentale Kollektivverfassungen verstanden.

 

Im textanalytischen Teil der Arbeit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass eine mentalitätsgeschichtlich orientierte Vorgehensweise notwendigerweise auf die Präsentation sozioökonomischer Grundlagen zurückgreifen muss, in deren Rahmen Mentalitäten entstehen, sich entwickeln und verändern. Von daher wird der soziale und politisch-gesellschaftliche wie der kulturgeschichtliche Kontext der Fuldaschen Theaterstücke näher in den Blick genommen. Konkretisiert wird dieses Vorhaben durch die Darlegung des Urbanisierungsprozesses im 19. Jahrhundert, der verschiedenartigsten Reaktionen hierauf und der mentalen und ideologischen Folgeerscheinungen.

Stimmen der Kritik zu
"Ludwig Fulda, Erfolgsschriftsteller"

 

Bernhard Gajek in "Germanistik. Internationales Referatenorgan" (Heft 3/4, 2000):
(...) man kann [die Studie] nicht genug loben. Denn Dauer arbeitet mit dem vollen Rüstzeug des Philologen, d.h. auf Grund der Kenntnis aller Quellen und der Einsicht in die Wechselwirkung von Literatur, Literatenkreisen (...) und Literaturkritik (...). [Dauer] bezieht die Mentalitätsgeschichte und Kulturanthropologie methodologisch sicher ein, behandelt den Streit um die Geschlechterrollen in Literatur und Wirklichkeit und hebt dies alles auf die Höhe des literaturtheoretischen und poetologischen Diskurses. (...) dies ist (...) vor allem eine herausragende philologische Leistung. Hut ab vor H. Dauer.
(Bernhard Gajek. In: Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen Bd. 41 (2000) Heft 3/4, S. 1000.)

 

Dieter Kafitz in seinem Buch "Literaturtheorien in der textanalytischen Praxis" (Würzburg 2007):
(...) Die mentalitätsgeschichtliche Grundannahme unreflektierter, vorbewusster, kollektiver Erwartungsdispositionen und Verhaltensweisen liefert eine Deutungsperspektive für die textuellen Beobachtungen. Holger Dauer spricht in einer beachtenswerten Untersuchung der Unterhaltungsdramatik Ludwig Fuldas auf der Grundlage von Kulturanthropologie und Mentalitätsgeschichte von "momentane[n] Zweckbündnisse[n] zugunsten einer Multiplizierung des interpretatorischen Aneignungsprozesses". Eine ernst zu nehmende kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft setzt- so gesehen - einmal ausgeprägte textanalytische Fähigkeiten (...) voraus, zum andern verlangt sie Kenntnisse neuerer Theorien, um geeignete interpretatorische "Zweckbündnisse" schließen zu können (...).
(Dieter Kafitz: Literaturtheorien in der textanalytischen Praxis. Würzburg: Königshausen & Neumann 2007, S. 137)

 

Norbert Bachleitner im "Jahrbuch für Internationale Germanistik": (...)
Dauers Untersuchung überzeugt durch die Konsequenz, mit der er die von ihm entwickelte Methode auf seinen Gegenstand anwendet. (...)
(Norbert Bachleitner. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 32 (2000) H. 1, S. 143-146, hier: S. 146)

 

Hedwig Meier in "IASL online" (Februar 2000):
(...) [Die] Analyse der Frauengestalten in den Bühnenstücken Ludwig Fuldas [durch H. Dauer liefert] aufschlussreiche Erkenntnisse über die wilhelminische Mentalität gerade im Hinblick auf die Beziehung der Geschlechter und ihre politisch gesellschaftliche Dimension. Die in diesem Kontext vorgestellten Studien und die Anwendung ihrer Ergebnisse auf eine literaturwissenschaftliche Untersuchung zeigt, wie ertragreich, aber auch arbeitsintensiv eine derartige Methode ist. Das Resultat, der ausführlich vorbereiteten und im vorletzten Kapitel durchgeführten Interpretationen, lässt auf eine Erweiterung des literaturwissenschaftlichen Kanons hoffen.
(Hedwig Meier: Populärdramatik in mentalitätsgeschichtlicher Sicht. Holger Dauer: Ludwig Fulda, Erfolgsschriftsteller. In: Internationalen Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur - IASL online, 20. Februar 2000.
(Hier lesen Sie die ganze Rezension)

 

Bernhard Gajek in seinem Aufsatz "Die Sache der Frau - ein Thema mit Variationen" (2001):
[Im Rahmen seiner Analyse u.a. zu Ludwig Fuldas Schauspiel "Die Sklavin" stellt Bernhard Gajek fest]: Eine allgemeine Würdigung Fuldas ist hierfür nicht mehr nötig. Sie liegt seit kurzem in Holger Dauers umfassender und methodologisch vorbildlicher Studie vor.
(Bernhard Gajek: "Die Sache der Frau" - ein Thema mit Variationen. Luwig Fuldas Schauspiel "Die Sklavin", Henrik Ibsens "Nora. Ein Puppenheim" und Elfriede Jelineks "Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte". Ein Vergleich. In: "... daß gepfleget werde der feste Buchstab". Festschrift für Heinz Rölleke zum 65. Geburtstag. Hrsg. v. Lothar Bluhm u. Achim Hölter. Trier: WVT - Wissenschaftlicher Verlag Trier 2001, S. 393-411, hier: S. 395)

 

In der "Methodengeschichte der Germanistik" schreibt Birgit Nübel:
"Ein weiteres Beispiel für eine produktive Rezeption der Mentalitätengeschichte im Bereich der Literaturwissenschaft ist Holger Dauers Studie zu Ludwig Fulda. Ihm erscheint die unterhaltend-populäre Trivialliteratur besonders geeignet, um Aufschlüsse über sozialhistorische und -psychologische Gegebenheiten, mithin mentale und ideologische Dispositionen zu liefern, da diese 'eher zeitgültige Denkmuster, Sozialnormen, Verhaltensstandards und Bewusstseinsformen' transportiere als die 'Höhenkammliteratur'. Für eine mentalitätsgeschichtlich orientierte Literaturwissenschaft erweist sich eine Erweiterung des traditionellen Textkanons somit als unabdingbar."
(Birgit Nübel: Mentalitätengeschichte. In: Methodengeschichte der Germanistik. Hrsg. v. Jost Schneider. Berlin u. New York: Verlag Walter de Gruyter 2009 (= De Gruyter Lexikon.), S. 447 - 484, hier: S. 476 f.)


Holger Dauer / Benedikt Descourvières / Peter W. Marx (Hrsg.):

"Unverdaute Fragezeichen". Literaturtheorie und textanalytische Praxis. Dieter Kafitz zum 60. Geburtstag.
St. Augustin: Gardez! Verlag 1998.

 

Klappentext des Verlages

 

Der Band vereint zwölf Studien zur deutschen Literatur vom frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Reihe der behandelten Autoren reicht von August von Kotzebue über Theodor Däubler, Frank Wedekind, Eduard von Keyserling, Franz Kafka bis zu Heinar Kipphardt, Heiner Müller und dem früh verstorbenen DDR-Dramatiker Georg Seidel.
Das methodische Spektrum umfasst semiotisch- strukturalistische, systemtheoretische, simulationstheoretische, diskurs- und interdiskursanalytische Ansätze sowie einen Beitrag über Oral History. Entstanden sind die meisten Beiträge im Zusammenhang mit verschiedenen Dissertationsprojekten, die inzwischen abgeschlossen wurden oder an denen noch gearbeitet wird. Es geht demnach um literaturwissenschaftliche Fragestellungen und Konzepte im Arbeitsprozess.
Die vorgetragenen theoretischen Überlegungen und die textanalytischen Erprobungen wollen keine fertigen Lösungen anbieten, sondern Fragen aufwerfen und Anregungen zu weiterführenden Reflexionen geben; Splitter, Abfälle, Seitensprünge, die durch Heterogenität der theoretisch-methodischen Ansätze gekennzeichnet sind - "unverdaute Fragezeichen", um es mit der in den Titel aufgenommenen Wendung aus einem Brief Eduard von Keyserlings zu sagen, der in diesem Band erstmals abgedruckt wird.

Weitere Beiträge

 

Mentaler Reflex und affirmatives Manöver. Anmerkungen zum Erfolgsdramatiker August von Kotzebue.
In: "Unverdaute Fragezeichen". Literaturtheorie und textanalytische Praxis. Hrsg. v. Holger Dauer, Benedikt Descourvières u. Peter W. Marx. St. Augustin: Gardez! Verlag, 1998, S. 75 - 95.

 
Die Macht des Vorbewussten - Mentalitätsgeschichte und Kulturanthropologie. Grundsätzliche Überlegungen.
In: TourLiteratur (ab Januar 2019 nicht mehr online)
http://www.tour-literatur.de/literaturtheorie/mentalitaetsgesch.htm

Möglichkeiten literarhistorischen Arbeitens. Knappe Bemerkungen zum New Historicism.

In: TourLiteratur (ab Januar 2019 nicht mehr online)
http://www.tour-literatur.de/literaturtheorie/new_historicism.htm

Der Menschenwissenschaftler - Norbert Elias und die Zivilisationstheorie.

In: TourLiteratur (ab Januar 2019 nicht mehr online)
http://www.tour-literatur.de/literaturtheorie/elias_zivilisationstheorie.htm

Intellektueller aus Passion - Pierre Bourdieu und die Kultursoziologie.

In: TourLiteratur (ab Januar 2019 nicht mehr online)
http://www.tour-literatur.de/literaturtheorie/bourdieu-kultursoziol.htm

Titel, Thesen und (bürgerliche) Temperamente. August von Kotzebues Lustspiel "Die deutschen Kleinstädter" (1803).

In: TourLiteratur (ab Januar 2019 nicht mehr online)
http://www.tour-literatur.de/aufsaetze/kotzebue_kleinstaedter.htm

Bourgeoiser Realismus, "mit Scheuklappen bewehrt". Ungeordnete Überlegungen zum bürgerlichen Unterhaltungslustspiel im Vormärz.

In: TourLiteratur (ab Januar 2019 nicht mehr online)
http://www.tour-literatur.de/aufsaetze/bourgeoiser_realismus.html

 

Die Spreu vom Weizen trennen. Surftipps für Kleinverleger und Autoren.
Gastbeitrag in: Itschert, Michael: 33 Tipps für Kleinverleger. Literatur, Adressen, Anregungen. 8., bearb. u. erweiterte Aufl. Remscheid: Gardez! Verlag 2009, S. 65 - 80.


Außerdem

 

Mitte 2001 bis Mai 2019:
Gut 6.500 Teaser-Texte unterschiedlicher Länge für die Homepage
von "3sat".

Mitte 2014 bis Mai 2019:

Mehrere hundert Teaser-Texte unterschiedlicher Länge für
die Themen-Überblicksseite von "3sat online".

2015 - 2018:
Rund 120 bio-bibliografische Texte für die 3sat-Seite "Ansichten
deutschsprachiger Literatur" (www.3sat.de/ansichten - seit Mai 2019 nicht mehr online)

September bis November 2000:
Gut 80 Artikel für die Internetseiten des 3sat-Wissenschaftsmagazins "nano".

Februar 2002 bis Juni 2013:

Gut 300 Teaser-, rund 230 ausführliche News-Texte (Pressemeldungen aus dem
Literatur-, Theater- und Kleinkunstbereich) sowie ca. 40 Kurzkritiken
für "TourLiteratur" (www.tour-literatur.de - seit Januar 2019 nicht mehr online).

 

Und:

Texte und Textoptimierungen für Firmen (Präsentationstexte, Interviews
für Mitarbeiterzeitungen u.ä.)

• Diverse Klappentexte für Titel aus dem Gardez! Verlag, Remscheid.